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Donnerstag, 3. April 2025
Kernimpfungen und individuelle Vorsorge
So schützen Sie Ihr Tier optimal
Impfungen gehören zu den wichtigsten präventiven Maßnahmen in der Tiermedizin. Sie schützen unsere vierbeinigen Familienmitglieder vor schwerwiegenden, teils tödlichen Infektionskrankheiten und haben die Gesundheit von Haustieren in den letzten Jahrzehnten revolutioniert. Was früher oft zum Verlust geliebter Tiere führte, stellt heute dank konsequenter Impfprogramme nur noch selten eine Bedrohung dar. Doch welche Impfungen sind wirklich notwendig, und wie oft sollten sie aufgefrischt werden?
Für Hunde zählen zu den Kernimpfungen der Schutz gegen Staupe, Hepatitis contagiosa canis (HCC), Parvovirose und Leptospirose. Diese Erkrankungen können schwerwiegende Verläufe nehmen und ungeimpfte Tiere in Lebensgefahr bringen. Die Staupe greift das zentrale Nervensystem an und verläuft in bis zu 50% der Fälle tödlich. Die hochansteckende Parvovirose führt besonders bei Welpen zu schweren, oft tödlichen Durchfällen. Hepatitis contagiosa canis schädigt die Leber und kann zu Organversagen führen. Die Leptospirose, übertragen durch Nagetiere, stellt nicht nur für Hunde, sondern auch für Menschen eine ernsthafte Gefahr dar.
Bei Katzen steht der Schutz gegen Katzenschnupfen, Katzenseuche (Panleukopenie) und Leukose im Vordergrund. Der Katzenschnupfen, verursacht durch verschiedene Viren und Bakterien, kann chronische Schäden an Augen und Atmungsorganen hinterlassen. Die Katzenseuche, ähnlich der Parvovirose beim Hund, attackiert das Immunsystem und endet unbehandelt in bis zu 90% der Fälle tödlich. Die feline Leukose, eine Viruserkrankung, kann zu Immunschwäche, Blutarmut und Tumorbildung führen und wird bei engem Kontakt zwischen Katzen übertragen.
Die Grundimmunisierung beginnt bei Welpen und Kitten im Alter von etwa 8 Wochen. Nach der Geburt sind die Jungtiere zunächst durch Antikörper in der Muttermilch geschützt, doch dieser natürliche Schutz lässt nach einigen Wochen nach. Eine vollständige Grundimmunisierung umfasst mehrere Impfungen im Abstand von 3-4 Wochen, gefolgt von einer Auffrischung nach einem Jahr. Der frühe Beginn des Impfschutzes ist besonders wichtig, da junge Tiere aufgrund ihres noch nicht vollständig entwickelten Immunsystems besonders anfällig für Infektionskrankheiten sind.
Neben den Kernimpfungen gibt es weitere Impfungen, deren Notwendigkeit vom individuellen Lebensumfeld des Tieres abhängt. Für Hunde, die viel Kontakt zu Artgenossen haben, etwa in Hundeschulen, Pensionen oder auf Ausstellungen, empfiehlt sich der Schutz gegen den Zwingerhusten. Für Katzen mit Freigang oder Kontakt zu anderen Katzen kann die Impfung gegen Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) sinnvoll sein. Für Tiere in Zeckengebieten steht zudem eine Impfung gegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) zur Verfügung, die sowohl Hunde als auch Katzen vor dieser durch Zecken übertragenen Hirnhautentzündung schützt.
Moderne Impfkonzepte
Individuell angepasst für optimalen Schutz und minimale Belastung
In der modernen Tiermedizin hat sich das Konzept der individualisierten Impfprogramme durchgesetzt. Statt pauschaler "Rundum-Impfungen" für alle Tiere berücksichtigen wir heute Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand, Lebensumstände und tatsächliches Infektionsrisiko. Ein Stadthund, der vorwiegend an der Leine geführt wird, hat ein anderes Risikoprofil als ein Jagdhund mit regelmäßigem Kontakt zu Wildtieren. Eine reine Wohnungskatze ist weniger gefährdet als eine Freigängerkatze mit vielen Sozialkontakten.
Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) gibt regelmäßig aktualisierte Leitlinien heraus, die den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen. Diese Empfehlungen unterscheiden zwischen Core-Komponenten (unbedingt notwendig für alle Tiere) und Non-Core-Komponenten (empfehlenswert je nach individueller Situation). In unserer Praxis orientieren wir uns an diesen Leitlinien und entwickeln gemeinsam mit Ihnen ein maßgeschneidertes Impfprogramm für Ihren Vierbeiner.
Ein wichtiger Aspekt moderner Impfkonzepte sind die verlängerten Impfintervalle. Während früher jährliche Auffrischungen aller Impfungen Standard waren, wissen wir heute, dass viele Impfstoffe einen deutlich längeren Schutz bieten. Bei Hunden können Impfungen gegen Staupe, Hepatitis und Parvovirose nach der ersten Auffrischung oft für drei Jahre Schutz bieten. Bei Katzen gilt Ähnliches für den Schutz gegen Katzenseuche. Andere Komponenten wie Leptospirose beim Hund oder Katzenschnupfen bei der Katze müssen hingegen weiterhin jährlich aufgefrischt werden, da der Impfschutz hier kürzer anhält.
Um die Impfbelastung zu minimieren, setzen wir auf hochwertige Kombinationsimpfstoffe. Diese erlauben es, mit einer einzigen Injektion Schutz gegen mehrere Krankheiten aufzubauen. Die modernen Vakzinen sind zudem deutlich verträglicher als ältere Präparate und reduzieren das Risiko unerwünschter Impfreaktionen erheblich. Sollte Ihr Tier zu den seltenen Kandidaten gehören, die empfindlich auf Impfungen reagieren, besprechen wir individuelle Lösungen wie getrennte Einzelimpfungen oder begleitende unterstützende Maßnahmen.
Eine Sonderstellung nimmt die Tollwutimpfung ein. Diese schützt nicht nur vor einer für Mensch und Tier tödlichen Erkrankung, sondern ist in vielen Ländern gesetzlich vorgeschrieben. Für Reisen innerhalb der EU und in viele Nicht-EU-Länder ist ein gültiger Tollwutschutz im EU-Heimtierausweis Pflicht. Die Erstimpfung darf frühestens im Alter von 12 Wochen erfolgen, und für Reisen muss nach der Erstimpfung eine Wartezeit von 21 Tagen eingehalten werden. Die Auffrischungsintervalle richten sich nach den Herstellerangaben des jeweiligen Impfstoffs und liegen bei ein bis drei Jahren.
Neben dem direkten Schutz des einzelnen Tieres erfüllen Impfungen eine wichtige gesellschaftliche Funktion: den Herdenschutz. Je mehr Tiere geimpft sind, desto schwieriger können sich Infektionskrankheiten in der Population ausbreiten. Damit schützen verantwortungsbewusste Tierhalter, die ihre Vierbeiner regelmäßig impfen lassen, indirekt auch jene Tiere, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können oder bei denen die Impfung nicht optimal angeschlagen hat. Dieser gemeinschaftliche Schutzeffekt ist besonders für Welpen, Seniortiere und immungeschwächte Patienten von unschätzbarem Wert.